Traumabewältigung

Kinder und Jugendliche, die Traumata erlebt haben, die durch Menschen ausgelöst oder verursacht wurden, zeigen neben den Symptomen einer akuten oder posttraumatischen Belastungsstörung auch häufiger Symptome von Bindungsstörungen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das therapeutische Verarbeiten von Traumaerfahrungen in einem sehr engen, verlässlichen Beziehungsrahmen wohltuend und somit heilend sein kann. Kinder und Jugendliche, die Traumata wie sexuelle, körperliche und/oder psychische Misshandlung erlebt haben fühlen sich oft schuldig, schämen sich und versuchen ihre Familie / Bezugspersonen oft zu schützen. Wurden sie aufgrund von Gewalt gegen sie aus der Familie genommen und kam es möglicherweise auch zu Gerichtsprozessen, ist die Wut und Trauer über das ihnen Geschehene oft gar nicht mehr präsent. In Albträumen, Flashbacks und Körpererleben findet eine Wiederholung der Erinnerungen und der damit verbundenen Gefühle, aber keine Heilung statt. Eine Art „emotionale Starre“ oder das Verharren an der Traumaerfahrung, ohne diese zu verarbeiten, behindert die soziale und individuelle altersgerechte Entwicklung.

Bei der Traumatherapie lernt der junge Mensch sich seinen Erinnerungen trotz seiner Scham und seinen Schuldgefühlen bewusst zu stellen. Damit kann die Erinnerung an das Trauma auf eine angemessene Weise in seine Lebensgeschichte integriert werden. Es finden sich im Alltag des Kindes Zeiträume zum Erinnern und die damit verbundenen Gefühle geschützt und behutsam begleitet zu erleben. In diesem (anfänglich täglichen) Rahmen können Erinnerungen kreativ-künstlerisch, musisch, literarisch oder durch Körpererleben (z.B. Bewegung, Tanz) ausgedrückt werden. Außerhalb des Therapierahmens wird die Alltagskompetenz gefördert, sodass das Traumaerleben nicht mehr den gesamten Tagesablauf bestimmt. Die Zeiträume für altersangemessene Aufgaben, Beziehungen und Unternehmungen können wachsen. Dies kann den jungen Menschen stärken, sein Leben (wieder) selbstbestimmt zu gestalten.