Phasenmodell

Phase 1: Intensiv-Diagnostische Phase

Jede/r Betreute, der/die in die Oase aufgenommen wird, kommt zuerst in diese Phase. Sie dient der Diagnostik, dem Kennenlernen und auch dem Einschätzen der individuellen Bedürfnisse und Ressourcen der/des Betreuten. In dieser Phase finden Verhaltensbeobachtungen statt, Hypothesen werden dazu aufgestellt und geeignete Hilfsangebote für die Betreuten erarbeitet. Dabei lernen die Betreuten das Gesamtangebot der Oase kennen.
Die Betreuten dieses Moduls weisen in der Regel langjährige Verhaltensprobleme oder psychische Erkrankungen auf und/oder zeigen phasenweise starke eigen- und zum Teil auch fremdgefährdende Verhaltensweisen. Häufig haben die jungen Menschen mehrere KJP-Aufenthalte hinter sich, die ihre Probleme jedoch nicht nachhaltig lindern konnten.

Mit dem Konzept der sehr engen Beziehungsarbeit im Verbund mit lösungsorientierter und systemischer Therapie und Betreuung haben wir gute Erfolge bei der Behandlung und Betreuung der jungen Menschen mit massiven Verhaltensstörungen und Beeinträchtigungen erzielen können.
Um die von den Regelschulen vorausgesetzten individuellen Kriterien zu erfüllen, müssen die Betreuten in der Regel neue Verhaltensweisen erlernen. Dieser Lernprozess geht meist mit einer therapeutischen Entwicklung einher. Daher sind neben dem schulischen Fachunterricht Leistungen enthalten, die diesen therapeutischen/pädagogischen Prozess fördern.

Phase 2: Therapeutische Jugendhilfe

Nachdem Phase 1 durchlaufen ist und mit der/dem Betreuten gemeinsam Ziele und Wege dahin erarbeitet werden konnten, werden diese nun in Phase 2 konkret angegangen. Hierzu kann ausprobiert werden, welche Wege sich als hilfreich erweisen. Ermutigung und Unterstützung sind ein wichtiger Teil der Betreuung. Oftmals sind die Beziehungen zu den Bezugsbetreuer/innen bereits zumindest in Ansätzen gefestigt. Die Betreuten werden behutsam gefördert, aber auch gefordert, sich ihren altersangemessenen Aufgaben zu stellen und diese erfolgreich zu bewältigen.


Hierzu gehört z. B. der Besuch der Schule oder das Absolvieren einer Ausbildung, das Finden und die Pflege von Freundschaften, das Herausfinden persönlicher Interessen und die Ausübung von Hobbys, die Entwicklung und Festigung einer Vorstellung von Gerechtigkeit, vielleicht auch das Entdecken der eigenen Sexualität.

Die Identitätsentwicklung mit all ihren Unsicherheiten, Dynamiken und zuweilen auch Sackgassen darf in Ruhe und mit der Zeit, die es aufgrund der persönlichen Belastungen braucht, stattfinden.

Vor allem die positive, verlässliche Gestaltung von Beziehungen macht eine gesunde Identitätsentwicklung möglich. Ziel sollte in jedem Fall eine möglichst selbstbestimmte Teilhabe an unserer Gesellschaft sein, die den Wünschen und Bedürfnissen des Einzelnen wie auch denen der Gesellschaft Rechung trägt. 

Oftmals liegen die Hindernisse für eine erfolgreiche Bewältigung der altersangemessenen Aufgaben an den Belastungen, die die Betreuten durch ihre Lebensgeschichte und/oder Erkrankungen mitbringen. Hier stehen unsere vielen internen therapeutischen Angebote zur Verfügung, um zu unterstützen, bei der Verarbeitung von Erlebtem zu helfen und auch neue Wege der Problemlösung aufzuzeigen. 


Phase 3: Pädagogische Jugendhilfe

Sollten Betreute in keiner Weise therapeutische Hilfen (mehr) benötigen, bieten wir die Möglichkeit des Wohnens und der pädagogischen Hilfen auch allein an. 


Phase 4: Trainingswohnen

Für Betreute, die nach der Zeit in den Wohngruppen der Oase bzw. nach Durchlaufen von Phase 2 oder 3 den Weg in die Selbstständigkeit gehen, bieten wir folgende Möglichkeiten: 
In kleinen Wohneinheiten mit 1–3 Plätzen kann – direkt an eine Wohngruppe angegliedert oder auch in einer eigenen Wohnung – das selbstständige Leben erprobt werden. Die eigene Versorgung, die Gesundheitsfürsorge und der Besuch von Schule oder Ausbildungsstelle sollen hier selbstständiger als in einer Wohngruppe bewältigt werden. Die Betreuung findet meist an fest vereinbarten Terminen statt; auch die therapeutische Begleitung kann nach Bedarf weitergehen. Die Planung der Termine findet immer selbstständiger statt, sodass der Weg hin zu einem komplett eigenständigen Leben gebahnt wird.
Oftmals profitieren die Betreuten in dieser Phase von dem gewachsenen und belastungserprobten Beziehungsnetz zu ihren Betreuer/innen und auch den Freundschaften, die in der Oase entstanden sind. Die Wohngruppenbezugsbetreuer bleiben oftmals noch eine Weile Ansprechpartner/innen für die Betreuten, bis diese ganz selbstständig leben können. 
Für jede/n Betreute/n besteht in dieser Phase jederzeit die Möglichkeit, sich Hilfe zu holen, ggf. auch (zeitweise) zurück in eine Wohngruppe zu ziehen und sich zum Beispiel bei Krisen oder besonderen Herausforderungen unterstützen zu lassen.